Ich freue mich so, denn meine liebste Jahreszeit ist angebrochen. Der Sommer war in weiten Teilen, trotz dass ich Hitze nicht sonderlich mag, dennoch sehr schön. Aber der Herbst ist in meinen Augen einfach unschlagbar. Nach der platten Hitzestarre fühle ich mich im Herbst so viel kreativer, erfrischter, motivierter. Ich könnte tausend Gründe nennen warum ich selbst klopfende Regentropfen und Nebelsuppentage (Hey, Essen!?) mag.
Aber um beim Thema Essen zu bleiben (na, gefällt euch meine zarte Überleitung? 😉 ), eines meiner liebsten Desserts im Herbst ist ganz klar Pumpkin pie. In Deutschland ist der Kürbiskuchen noch eher unbekannt, fast schon als exotisch angesehen, doch in den USA kommt er regelmäßig spätestens an Thanksgiving auf den Tisch.
Er duftet so reichhaltig, fast schon winterlich, da viele Gewürze darin auch in der Weihnachtsbäckerei zum Einsatz kommen. Perfekt also, um sich an einem kalten Tag von innen aufzuwärmen und sich etwas Gutes zu tun.
Mal ganz davon abgesehen: meine Kinder sind alles andere als Kürbisfans. Das Höchste der Gefühle beinhaltet das aushöhlen für Halloween. Naja gut, und die Kürbissuppe, die ich vor Jahren mal gekocht habe. Letzteres verbuche ich alledings unter „Zufall“.
Nun brachte mir meine Mutter aber vor einiger Zeit einen Hokkaidokürbis mit. Ursprünglich wollte ich eine Art Marmelade draus kochen, aber die Prokrastination hat zugeschlagen. Und wollte auch nicht mehr loslassen. Sie ließ erst los, als ich keine Lust mehr auf Kürbismarmelade hatte. Erwähnte ich schon dass ich Meisterin im prokrastinieren bin?
Zum Glück für mein Zeitschindergen ist der Kürbis ein sehr geduldiges Gewächs, das auch die längere Lagerung durchaus verzeiht. (Definitive Ausnahmen sind ausgehöhlte Kürbisse, die trotz der Behandlung mit Haarspray und anderen Tricks sehr schnell sehr… nunja, sehr eklig werden. Haben hauseigene Studien ergeben, bei denen ich beim Versuch, den Kürbis hochzuheben einfach mit den Fingern durchgeglitten bin und nur mehr eklige Schlonze in der Hand hatte. Okay, jetzt eine Überleitung zum wirklich leckeren Pumpkin pie zu bekommen dürfte nun etwas schwieriger werden, aber ich stelle mich der Herausforderung.)
„Schlonze“ ist auch der Begriff, den ich nehmen würde, um die Füllung des Pumpkin pies zu beschreiben. Hier nenne ich es aber die leckere Schlonze. (Das war jetzt geschickt, oder? 😛 ) Nein aber im Ernst: es sieht sicherlich etwas gewöhnungsbedürftig aus, denn primär ist es einfach nur Kürbisbrei. Aber vertraut mir, der Kuchen ist eine vollmundige, cremige Geschmacksexplosion, die euch in einen extatischen Zustand von Vorweihnachtsfreude schickt. Sensible Personen vielleicht auch direkt in Vorweihnachtspanik. Die Geschenke! Es gibt noch so viel zu tun! Wo bleiben die Wunschlisten?? (Meine könnt ihr übrigens erfragen. 😀 ).
Aber ernsthaft, probiert den Kuchen einfach mal aus. Kürbisse gibts momentan ja überall. Und wenn ihr skeptisch seid, denkt an Möhren-, Zucchini- oder Kartoffelkuchen. Vom eigentlichen Gemüse schmeckt man nur ganz hintergründig was, dennoch sorgen die Zutaten für einen tollen saftigen Kuchen. Leckerschmecker.
Mürbteig aka „pie crust“:
220 g kalte Butter in Würfeln (oder 150 g Butter und 70 g weiches – nicht flüssiges! – Kokosfett. Palmin soft oder Kokosfett zum backen, zB. von dm)
280 g Mehl
8 – 10 EL kaltes Wasser
1/2 TL Salz
1 EL Zucker
Kürbispaste:
1 mittelgroßer Hokkaidokürbis
90 g brauner Zucker
1 EL Zuckerrübensirup
1 Dose (400 ml) gezuckerte Kondensmilch (zB. Milchmädchen)
2 Eier
1/2 TL Salz
1 EL Mehl
1 TL Zimt
1/2 TL Ingwer
1/2 TL Muskat
1/4 TL Kardamom
1/4 TL gemahlene Nelken
Zubereitung:
Die Zutaten für den Mürbteig in den Mixtopf geben, 2 Minuten auf Knetstufe durchwälzen lassen. Den Teig in Frischhaltefolie packen und 40 Minuten in den Kühlschrank geben.
Derweil den Ofen auf 200°C vorheizen, Backblech mit Alufolie auslegen. Den Kürbis halbieren und mit den Schnittflächen auf das Blech legen. 6 EL Wasser mit auf die Folie geben und das Ganze 35-40 Minuten garen lassen.
Danach die Kürbishälften vom Blech nehmen (Achtung heiß und Achtung, labberig. Wird nun nämlich schlonzig. 😉 ). Dann das Fruchtfleisch mit einem Löffel herausschaben. Aufpassen, dass keine Schale mit hineingelangt. Nun kann das Fruchtfleisch durch ein Sieb gestrichen werden. Oder, wer das matschen liebt (wie eine nicht näher genannte Person, hust hust), der kann die Kerne mit natürlich sauberen Fingern raussuchen.
Der Kürbisbrei wird nun natürlich aber noch verfeinert und landet deshalb im Mixtopf. Bei mir kamen übrigens 390 g Kürbisschlonze heraus. Mehr als 420, 430 g würde ich persönlich auch nicht nehmen, aber ich bin generell auch nicht sooo der Kürbisfan. Das dürft ihr für euch natürlich so handhaben wie ihr das geschmacklich gerne wollt.
Dann gebt ihr 2 Eier, 400 ml Milchmädchen, 1 EL Zuckerrübensirup wie auch 90 g braunen Zucker hinzu. Das Ganze wird einmal für 15 Sekunden auf Stufe 3 durch gequirlt und noch feiner püriert.
Nun folgt der Rest: 1 EL Mehl, 1/2 TL Salz, 1 TL Zimt, 1/2 TL Ingwer, 1/2 TL Muskat sowie je 1/4 TL Kardamom und gemahlene Nelken. Diesmal lasst ihr es 20 Sekunden auf Stufe 3 im Mixtopf schaukeln. Sobald ihr den Deckel öffnet, haut es euch die Aromen um die Nase und ihr bekommt Weihnachts-Flashbacks. Versprochen. 😉
Nun fettet ihr noch eure Backform (oder legt den Boden mit Backpapier aus und fettet lediglich die Seiten, so wie ich das immer mache) und holt den Mürbteig aus dem Kühlschrank. Knappst euch bröckchenweise Teig ab und legt ihn in der Form aus. Mit den Fingern könnt ihr ihn schön platt- und an den Seiten schön andrücken. Wer einen besonders fancy Kuchen möchte, kann die Ränder natürlich auch mit den Fingern schön formen. Ich würde schätzen, dass ich in meiner 26er-Form ich an den Seiten rund 5 cm hochgegangen bin. Aber das seht ihr ja, wenn die Füllung drin ist. Sie steigt ein wenig mit dem backen, geht aber natürlich nicht so hoch wie ein Kuchen mit Backpulver oder Natronzusatz.
Liegt der Teig lückenlos, kann er auch schon mit der Kürbisschlonze befüllt werden. Wenn ihr wie ich seid, solltet ihr dafür ein älteres Shirt tragen. Oder vielleicht sogar ein Schürzchen. Ich war jedenfalls gesprenkelt. Und roch selbst wie ein kleiner Weihnachtskeks. Aber hey, gibt Schlimmeres! 😉
Dann heißt es nur noch ab in den Ofen (also der Kuchen, nicht ihr. Es sei nur zur Sicherheit nochmal erwähnt. :-P) und lasst ihn 45-50 Minuten bei 180°C Umluft backen. Ab 35 Minuten könnt ihr mal einen Blick reinwerfen, und sollte der Teig an den Rändern dunkel werden oder gar die Kürbispaste, legt Alufolie über die Backform. Wenn die Zeit um ist, checkt den Garzustand mithilfe der Stäbchenprobe. Wenn nichts mehr hängenbleibt, ist er perfekt, auch wenn er noch etwas wabbeln mag. Das gibt sich aber mit dem abkühlen.
Am besten schmeckt er noch lauwarm, aber ganz abgekühlt ist er auch noch immer ein Gedicht! Guten Appetit!