Frühling. Wenn auch momentan nur mancherorts. Und okay, nur manchmal.
Trotzdem: die Zeit, in der ganze Löwenzahnmeere nur so leuchten. Also, tagsüber. Halt wenn die Sonne scheint.
Merkt ihr’s? Ich habs drauf mit Einleitungen. Yes! 😀
Aber kommen wir (bisschen holprig) zurück zum Löwenzahn. Ich kapiere ja bis heute nicht wie das funktioniert. Den einen Tag stehen dort gelbe Blüten, am nächsten Tag – bämm! – die Pusteblume?
Meine Theorie ist ja, dass die Heinzelmännchen ihre Finger im Spiel haben. Irgendwo müssen sie ja sein, wenn sie schon nicht nachts durch mein Haus wurschteln und alles saubermachen. Also als Kind wurde mir das ja anders verkauft, ne?
Jedenfalls ja, ich behaupte, dass die Heinzelmännchen nachts unterwegs sind und Löwenzahn gegen Pusteblume austauschen. Und ich will nichts hören – ich hab schon so manch abgefahrenere Verschwörungstheorie gehört. Meine ist eigentlich ganz in Ordnung. Finde ich jetzt so mal.
Allerdings versuche ich auch jedes Jahr, den miesen Löwenzahndieben ein Schnippchen zu schlagen – indem ich selbst massenweise Löwenzahn pflücke. Echt eimerweise. Und das meine ich wirklich so. Seit Jahren nämlich mache ich Löwenzahnhonig. Eigentlich ja eher eine Art Sirup, denn Bienen haben damit nichts zu tun, einzig mein Thermomix. Aber lecker isses dennoch. Und sieht aus wie Honig, daher: Löwenzahnhonigdereigentlicheinsirupistaberbeimirdennochhonigheißt aka eben Löwenzahnhonig. (Ja, ich habs jetzt, Danke 😉 ).
Wenn ihr das auch ausprobieren wollt, möchte ich euch meinen Pro-Tipp geben: Kinder!
Habt ihr keine eigenen, dann FRAGT bevor ihr euch welche ausleiht! 😛 Tut also euren mit Kindern gesegneten Geschwistern / Freunden / Nachbarn etc einen Gefallen und verschafft ihnen eine Verschnaufpause – oder auch kinderlose Pärchenzeit. Seid eine gute Tante oder ein guter Onkel, nehmt das Kind oder die Kinder mit an die frische Luft, zeigt ihnen die Natur und habt einfach Spaß. Denn mit den Kurzen habt ihr definitiv einen guten „Partner in crime“ – das Löwenzahngaunerteam im Kampf gegen die fiesen Heinzelmännchen.
Und da schadet es auch nix, dass die Kleinen gerne das Eimerchen tragen. Und natürlich auch nicht, dass sie näher am Boden sind, sich also besser zum pflücken bücken können als ihr mit euren alten Knochen. 😉
Gut, ihr werdet nach einer gewissen Zeit den Eimer selbst schleppen dürfen. Und sollten eure (ausgeliehenen) Kinder mit dem Roller oder Laufrad dabei sein, dann habt ihr ein gewisses Restrisiko dass ihr das Dingen irgendwann ebenfalls schleppen dürft.
Ich weiß wovon ich spreche.
Da ich meinen Pro-Tipp schon gesetzt habe, ziehe ich den Joker und haue euch einen Pro-Tipp² um die Ohren: Latex- oder Gummihandschuhe! Die Löwenzahnpollen färben die Finger nämlich wie Sau, um es mal ganz ladylike auszudrücken. Es sei denn, ihr mögt gelbe Pfötchen die nach dem waschen und schrubben bräunliche Flecken bekommen. Kann ja sein. Was der eine doof findet, findet der andere schicki. Wer bin ich, euch euren persönlichen Stil und Geschmack abzusprechen? 😉
Wie auch immer, sobald ihr daheim seid, gebt die Kinder noch nicht gleich wieder zurück. Sie können weiterhin immer toll helfen. Jetzt heißt es nämlich, die milchigen Stiele von Blüte und Kelch abzutrennen. Ich persönlich tunke die Blüten auch ganz kurz und ganz vorsichtig in eine Schüssel Wasser. Vorsichtig deshalb, da ihr die Pollen ja für den Honig haben wollt, die proteinhaltigen Krabbler die u.U. noch zwischen den Blüten pennen, aber eher nicht. Durch das Wasser werden sie herausgelockt und krabbeln bald am Schüsselrand entlang, Runde um Runde. Meist sind es nichtmal viele Tierchen, aber ich setze sie dann in den Garten raus (na okay, man sollte es eher per Wasserrutsche aus der Schüssel befördern nennen, huiiiii!).
Wir nun hatten beispielsweise einen 10 l Eimer mit, dieser war zur Hälfte gefüllt. Nachdem die Blüten und Kelche von den Stängeln abgetrennt waren, hab ich sie (die Blüten und Kelche – ich sags ja nur 😉 ) im Mixtopf gewogen. 360 g warens. Klingt nicht viel (spül mit Pril?! – sorry, astreine Gedankengänge bei mir), aber wenn man bedenkt, dass Löwenzahn – Löwenzähne??? – nun nicht viel wiegen, kam doch schon ordentlich was bei rum. Und jetzt frage ich mich gerade, ob so n fluffiger Pusteblumenball nicht sogar noch weniger wiegt als ein Löwenzahn? (Hat jemand ne wissenschaftlich fundierte Antwort für mich, außer „42“? 😀 )
Nun nehmen wir mal an, ihr wart ähnlich fleißig wie ich – pi mal Daumen rezeptetechnisch plusminus rechnen könnt ihr ja dann selbst. Ich hatte also 360 g an Blüten mit Kelchen im Mixtopf. Diese habe ich mit 500 g Wasser aufgegossen. Das kann das Kind auch machen, aber ihr müsst das verläpperte Wasser wegputzen! 😉 Dann dürfen die Blüten 5 Minuten bei 100°C in der Sanftrührstufe schaukeln.
Das Ganze wird danach in eine größere Schüssel umgefüllt, eine abgespülte und geachtelte Biozitrone darf mit ins Blütenbad wie auch 2-4 Stängel Rosmarin. Wenn ihr habt und mögt, könnt ihr auch gerne etwas Lavendel dazugeben. Deckel drauf, 24 Stunden durchziehen lassen und bitte nicht vergessen, euer eventuelles Ausleihkind zwischenzeitlich wohlbehalten, glücklich und im Ganzen wieder zu seinen Eltern zu bringen! (Auf dem Weg zu den Eltern dürft ihr eurem kleinen Partner auch noch 1, 2 Kugeln Eis spendieren, schließlich war der wandelnde Meter euch ein ganz großer Helfer!).
Am nächsten Tag dürft ihr euer durchgezogenes Löwenzahnwasser (Pardon, heißt ja „Infused water“) durch ein Sieb schütten, denn nun brauchen wir wirklich nur noch das aromatisierte Wässerchen. Ich drücke die Blüten, Zitrone und Kräuter immer noch kräftig über dem Sieb aus damit mir ja nichts verloren geht.
In meinem Fall hatte ich letztlich 560 ml Löwenzahnwasser. Dieses kommt abermals in den Mixtopf, wird mit (normalem) Zucker zu gleichen Teilen sowie etwas Vanillezucker versetzt und aufgekocht. Eine Stunde lang, Varoma, Stufe 1, ohne Messbecher – ggf aber mit Garkörbchen als Spritzschutz in Greifnähe.
Sobald die Stunde vorbei ist, macht ihr die Gelierprobe. Einfach etwas Siruphonig auf einen Teller geben, bisschen abkühlen (pusten, pusten, pusten!) und schauen, ob er schon honigmäßig zäh ist.
Falls nicht, haut nochmal 5 Minuten drauf, aber dann sollte wirklich gut sein. Der Sirup wird sonst zu dunkel und schmeckt malzig, das will man auch nicht.
Den fertigen Löwenzahnhonig in saubere, sterilisierte Gläser einfüllen, kurz auf den Kopf stellen zum Vakuum ziehen, abkühlen lassen – und dann einlagern oder genießen – am besten beides!
Und hey, vergesst nicht eurem Ausleihkind auch ein kleines Gläschen abzudrücken! 😉
Hier noch einmal in der knackigen Zusammenfassung:
Zutaten (Grundrezept)
180 g Löwenzahnblüten
180 g Zucker
1 Päckchen Vanillezucker
2 Zweige Rosmarin
evt. etwas Lavendel
1/2 Bio-Zitrone
250 g Wasser
Zubereitung
Blüten und Kelche von den Stängeln befreien, in den Mixtopf geben. Wasser hinzugeben, 5 Min / 100°C / Sanftrührstufe.
In eine Schüssel umschütten. Rosmarin, evt. Lavendel und die Zitrone grob gewürfelt hinzugeben. Deckel drauf, 24 Stunden ziehen lassen.
Am nächsten Tag das Ganze sieben, ruhig auch ausdrücken.
Das aromatisierte Wasser in den Mixtopf geben und abwiegen, mit gleichen Teilen Zucker sowie 1-2 Packungen Vanillezucker vermischen.
1 Std / Varoma / Stufe 1 / ohne MB, evt aber mit Garkörbchen als Spritzschutz einkochen. Gelierprobe machen, ggf. 5 weitere Minuten einköcheln.
Sofort in sterile Gläser umfüllen, verschließen, 5 Minuten auf den Kopf drehen. Und dann irgendwann am besten auch wieder richtig rum drehen, sonst gibts ne Sauerei beim Glas öffnen. 😉
So sieht dann das Resultat aus 🙂
Und dann heißt es nur noch: genießen!! Viel Spaß mit dem Rezept…eure Nina 🙂